Unlängst hatte ich mit einem ScrumMaster Kollegen eine längere Diskussion in der es um das eingehen von Kompromissen ging. Ich bin der Überzeugung, dass Kompromisse der Beginn von Demotivation sind und ein Team nachhaltig spalten können. Ich habe für den Weg geworben aus den anscheinend kaum vereinbaren Standpunkten, Positionen oder Welten wie ich es gerne nenne, eine „neue, gemeinsame Welt“ zu machen. Einen anderen gemeinsam einnehmbaren Standpunkt zu entwickeln.
Im Nachgang habe ich mir gedacht, es könnte auch sein, dass es sich bei unserer Diskussion um ein rein sprachliches Missverständnis zwischen Deutsch und Österreichisch handelte. Jedoch bei der Recherche zu diesem Blog war diese Position nicht mehr zu halten.
Der scheinbare Friede des Kompromisses
Der Duden definiert den Kompromiss als „Übereinkunft durch gegenseitige Zugeständnisse“, In Wikipedia findet man den Kompromiss als die “ … Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderungen.“ Beide Seite müssen auf etwas verzichten um ein zu dieser Zeit wichtigeres Ziel zu erreichen.Wenn der Kompromiss geschlossen wurde, haben die Parteien etwas Gewonnen, aber auch gleichzeitig etwas verloren. Die weitere Kooperation ist instabil, denn sobald es möglich ist den aufgegebenen Teil wieder zu bekommen wird es versucht werden. Leider liefert uns die Politik viele solcher Beispiele. Die versteckten vom Kompromiss Überdeckten Differenzen und Vorbehalte werden immer ihr „Unwesen treiben“ und versuchen zu ihrem „Recht“ zu kommen. Kompromisse zu schließen kann recht schnell gehen und wird auch vom sozialen Druck der Gruppe beeinflusst. Doch nach meiner Ansicht ist der produktive und konstruktive Frieden oft brüchig und trügerisch
Der steinige Weg zu einer neuen gemeinsamen Welt
Ich favorisiere es, um eine gemeinsame tragfähige Sichtweise – einen Konsens
Wenn es uns gelingt, als Moderator oder Teilnehmer diese Grundhaltung bis zur Erreichung des Konsens zu erhalten, werden wir einen stabile, nachhaltige, moralisch bindende „neue gemeinsame Welt“ erreichen. Auf dieser neuen Basis aufbauend, können wir weitere gemeinsame, offene und unvoreingenommene Schritte setzen. Eine neue Welt zu kreieren dauert bekanntlich (Bibel / Rom) etwas länger und der Weg dahin ist mit manchen Hindernissen gepflastert, aber es ist ein sehr gewinnbringender Weg.
Von der Position zur gemeinsamen Sichtweise kommen
Wie soll nun dieser Weg beschritten werden? Wie kann ich meine Moderation so gestalten, dass es denTeilnehmern gelingt neue,andereWelten zu sehen und als wertvoll zu respektieren um anschließend eine gemeinsame Sichtweise zu finden?
Wenn einThema kontrovers besprochen wird,tauschen sich die Gesprächspartner normalerweise über ihre Positionen aus.Man diskutiert über dieVor und Nachteile. Oft entsteht ein hitziger Schlagabtausch in den eine Partei versucht die Positiven Seiten des anderen gegen die eigene Position schlecht aussehen zu lassen. Es wird versucht möglichst viel von der Richtigkeit der eigenen Welt zu überzeugen. Als Moderator gilt es diese Spirale der Konfrontation einerseits aus zu halten oder bei dem Funken einer Chance auf einen Konsens, Techniken ein zusetzen die es allen ermöglichen neue gemeinsame Sichtweisen zu generieren. Ich möchte jedem Moderator Mut zusprechen auch einmal eine Diskussion in der Positionen all zu eingemauert erscheinen, für dieses Mal zu vertagen. Fassen Sie die positiven und negativen Aspekte zusammen, stellen Sie die Positionen als gleichwertig dar. Bitten Sie die
Teilnehmer sich bis zum nächsten Mal mit den möglichen Beweggründen der anderen Partei auseinander zu setzen und fixieren Sie einenTermin an dem weiter Diskutiert werden kann. Ich bin überzeugt, dass nämlich diese Beweggründe, Bedürfnisse, die Motivation die hinter den Positionen verborgen sind der Schlüssel zu einer gemeinsamen neuen Welt – einer konsensualen Lösung ist.
Versuchen Sie die Blick derTeilnehmer auf genau diese Bedürfnisse zu lenken und Übereinstimmungen zu finden. Schaffen Sie einen offenen, vertrauensvollen Rahmen in dem sich alle daran beteiligen können und auch wollen,Wege zu finden um die nun offengelegten Bewegründe zu befriedigen. Hier steht Ihnen als Moderator ein ganzer bunter Strauß an Techniken und Möglichkeiten zur Verfügung. Ich persönlich finde die Methoden von Edward de Bono z.B.: „Six Thinking Hats“ als sehr hilfreich, in dem die ganze Gruppe gemeinsam unterschiedlichen Positionen einnimmt und sich mit dieser Methode alle an der kreation einer gemeinsamen Welt beteiligen.
Ich bin mir darüber im Klaren, dass der Weg einen Konsens zu finden der wesentlich mühevollere ist. Das es der Weg ist der von allen Beteiligten mehr abverlangt, Kraft kostet und ein verlassen der eigenen Komfortzonen bedingt.
Dennoch überwiegen dieVorteile,sich nach diesem Prozess in einer gemeinsamen Position sicher und unter Gleichgesinnten geborgen zu fühlen.
Zum Abschluss möchte ich noch eine für mich wichtigen neben Aspekt einbringen. Eine gemeinsam erarbeitet Sichtweise, das gemeinsame vereinbaren auf eine prinzipielle Position hilft unheimlich die darauffolgenden Entscheidungen zu treffen.
Wenn Sie wiedereinmal Urlaub machen schauen Sie bei Schloss Bothemer an der Ostsee bei Boltenhagen vorbei. Dem Erbauer dieses beeindruckenden Schlosses im Renaissance Stil Graf Bothemer war diese Erkenntnis bereits im 18. Jahrhundert eine Innschrift über der „Haustüre“ Wert. „RESPICE FINEM – H. C. G. v. B. – Bedenke das Ende“
(Positionen nach Fakten, nach Emotionen und Bauchgefühl, nach logisch, rationalen, das Risiko betonenden Gesichtspunkten, nach Vorteilen Harmonie und Stärken orientierten Gesichtspunkten, aus einem kreativen nach Möglichkeiten Ausschau haltenden Position und aus eine Abschließenden, die Umsetzung und den Prozess betrachtenden Position heraus)